Samstag, 11. Juni 2011

Semprún, Sansal … ein Friedenspreis und die gesellschaftliche Heuchelei dahinter – „aufrührerische Gedanken“ im Blog verbreiten!

Nach Semprún erhält nun auch Sansal den



Wenn er wieder Zwanzig wäre, würde er einen Blog gründen und im Internet aufrührerische Gedanken verbreiten – das sagte Jorge Semprún kurz vor seinem Ableben.
Höchst sympathisch diese Aussage, gerade aus der Sicht eines Bloggers, der ähnlich denkt und fühlt.

Jorge Semprún war ein Kämpfer,
ein Mann der Widerstands gegen Totalitarismus,
ein Zeitzeuge mit KZ-Erfahrung,
der wusste, dass der Kampf für Freiheit und Menschenrechte nie zu Ende sein wird
und dass dieser – nach dem konkreten Agieren an der Front – auch danach permanent ausgetragen werden muss:

mit geistigen Mitteln.



Was machte die Gesellschaft aus Jorge Semprúns Tod?
Nicht viel!
Immerhin merkte man, dass ein Dichter von uns ging, ein großes Individuum,
das gegen seine Zeit ausgestanden war.

Sonst: The same procedure as every year!

Manch ein wohlwollender Nachruf war zu hören!

Jetzt, wo man Jorge Semprun verloren hatte, fiel erst auf, was wir verloren hatten.
Kritisches hörte ich kaum – aber manch Banales.

Nobelpreisträgerin Herta Müller ließ es sich nicht nehmen, auch ein paar Zeilen zu schreiben, ganz so, wie es ihre Art ist, um sich selbst wieder ins Gespräch zu bringen … ihre eigenen Leiden!



Die FAZ veröffentlichte das Magere online – auch auf die bewährte Art: und unkritisch, wie auch sonst alles, was von Herta Müller kommt.

Da Herta Müller selbst nie die Frage aufwarf, weshalb man ihr den Nobelpreis zu erkannte und nicht etwa Jorge Semprún, der meines Wissens nach nicht einmal nominiert war, hätten die kritischen Journalisten von der FAZ dies tun können!
Ein Gebot des Anstands?

Herta Müller schrieb ihren Lager- Literatur- Roman „Atemschaukel“ mit Informationen aus zweiter Hand,
Informationen, die ihr Büchner Preisträger und posthum enttarnter Securitate- IM Oskar Pastior zu Verfügung stellte.

Second- Hand- Fiktion?

Jorge Semprún war selbst im KZ – Er überlebte Buchenwald ( bei Weimar),



 wohin ihn die Gestapo verfrachtete, nachdem er als Mitglied der französischen Widerstandsbewegung „Résistance“


einen deutschen Munitionszug in die Luft gesprengt hatte.

Ein Leben lang schrieb Semprún darüber!



Gehör fand er nur mäßig – man  ehrte ihn mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels,
( doch der Nobelpreis als Krönung seines Schaffens blieb ihm verwehrt.

Weshalb?
Weil er ein Kommunist war?
Weil er vergaß, aus dem Kommunisten einen Wendehals zu machen,
sich mit der Macht der Konservativen zu arrangieren?

Weshalb zählt „Fiktion“ a la Herta Müller mehr als der poetische Tatsachenbericht eines authentischen KZ-Überlebenden?

Semprún hat die Diktatur beschrieben,
die Francos in Spanien,
 die der Nazis und die der Kommunisten, die ihm  das freie  Wort verweigerten und ihn aus der Partei verbannten.

Semprún- ein Unverstandener? Ein Übergangener?

Es ist nicht weit her mit der Gerechtigkeit in der Literatur – die mit Lobby machen das Rennen, auch wenn ihre Produktionen dürftig sind,
während andere leer ausgehen.



Zu Sansal  man will auch ihn mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ehren!
Wohlan!
Doch wer kennt hier mehr als seinen Namen?

Vor einigen Monaten schrieb ich über ihn – mit wenig Resonanz,

gerade dann, als Sansal von Frankreich aus den von Präsident Sarkozy nach Libyen geschickten Philosophen Bernhard- Henry Levy kritisierte.


(Dort schrieb ich u.a. : (Nachtrag am 30. März, 2011, 23 Uhr) - Mein sicher nicht singulärer Aufschrei wurde  vernommen Inzwischen meldete sich der algerisch-französische Schriftsteller Boualem Sansal ( homme des lettres)  zu Wort,
Details zur Person unter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Boualem_Sansal

die oben von mir thematisierte Tandem-Aktion Levy- Sarkozy  höchst kritisch kommentierend. Europa müsse wieder weg von der Doppelmoral,
weg von der Heuchelei und weg von der opportunistischen Verlogenheit und
wieder hin zur Moral, zurück zum humanistischen Ethos der Völker im Geiste der UNO-Erklärung. Das ist genau das, was ich seit längerer Zeit hier öffentlich einfordere.
Nach Sansal wolle Frankreich sein desolates Image in Nordafrika wieder etwas aufpolieren, ergo einen "gerechten Krieg" führen.
Dabei werde vergessen, dass Präsident Sarkozy noch unlängst mit Diktator Muammar el Gaddafi paktierte -
( nicht anders als Silvio Berlusconi in heuchlerischer Kumpanei).
Soweit Sansal, der als genuiner Algerier die vitalen Angelegenheiten des Maghreb und der Arabischen Welt sicher besser kennt und weniger polemisch behandelt als Levy. Aber kann aus einem "unheiligen Krieg" ein Fundament der Werte entstehen? 
Der Zirkus innerhalb der uneinigen NATO, wie in Libyen vorzugehen sei,  ist der eindeutige Beweis dafür, dass dieser an den Haaren herbei gezogene "Krieg" ohne Kriegserklärung und Parteinahme für eine Bürgerrechtspartei auch innerhalb des westlichen Bündnisses höchst umstritten ist und bleibt. Die Zeit der Diktatoren neige sich dem Ende zu, meinen einige Politiker.
Doch wie konsequent sind die Befreier?
Was wird aus einem freien Tibet?
Wer legt sich mit China an?
Was aus einem unabhängigen Tschetschenien?
Was aus einem eigenständigen Kurdenstaat?
Und aus einem souveränen Palästina?
Wird Lukaschenko doch noch ausgebombt? Vor Putins Haustür?
Oder  Jemen? Syrien?
Bedenkliches vollzieht sich hinter den Kulissen ( bei NATO und UNO), wobei zwischen Einzelstaaten hart gepokert und gefeilscht wird -
auf Kosten der Prinzipien, die die "westliche Wertegemeinschaft" begründen und bestimmen. Werden die Werte auf dem Altar der Macht geopfert?
Wenn die Philosophen versagen, dann ist es mit dem Irren opportunistischer Macht-Poliker und Militärs nicht weit her.
Boualem Sansals Korrektur ist wohltuend, während der sonst kritisch-streitbare 68-Sartre-Revolutionär Levy sich weit von den "Französischen Moralisten" entfernt hat, um einer neuen "Philosophie der Macht" das Wort zu reden - dopo Nietzsche!)
Sansal hat die Heuchelei des Westens angeprangert,
jenes Westens,
der mit Diktator Muammar el Gaddafi paktierte, obwohl jedermann wusste, wessen Geistes Kind der ehemalige Putschist und Menschenrechtsverächter seit 40 Jahren ist.

Falschinformationen und Desinformation überall – kein Wunder, wenn gegen die Prinzipien des Völkerrechts Krieg geführt werden und die Öffentlichkeit über manches unwahrhaftig informiert wird.

Mögen die Blogger – als Kontrollinstanz der lahmen, unfreien Mainstream- Journalisten Jorge Semprúns Anregung beherzigen und weiterhin nicht nur aufrührerische Gedanken verbreiten, sondern auch der Wahrheit zum Durchbruch verhelfen.

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Herta Müller verhöhnt auch die Opfer von Auschwitz, Auszug aus: Carl Gibson, Vom Logos zum Mythos, 2015.

Wer die Diktatur faktisch entstellt, verfälscht die Geschichte und verhöhnt die Opfer der Diktatur.  Herta Müller hat beides getan - beuss...