Traumatische Literatur der Obsession - von der „Idee der
Verfolgung“ zum „Verfolgungswahn“ - „Verfolgung“ subjektiv betrachtet oder
objektiviert
Wer diskrepant lebt, also nicht im Einklang mit sich
selbst, der fühlt sich irgendwann „verfolgt“. Die Verantwortung für sich selbst
und das eigene Scheitern wird weiter gereicht, an andere delegiert, an
Individuen oder an die Gesellschaft beziehungsweise an das gerade bestimmende
gesellschaftliche System. Die anderen sind am eigenen Unglück schuld.
In einem autoritären Staat oder gar in einer Diktatur,
wo der Staat an sich seinen Staatsbürgern misstraut, diese beobachten,
aushorchen und beschatten lässt, wird die Skepsis des von Selbstzweifeln,
Versagen und Disharmonie bestimmten Menschen noch gesteigert. Die Anderen, der abstrakte Staat, die
herrschende Religion oder Weltanschauung sind nicht nur für den unbefriedigenden
Zustand des Individuums verantwortlich – sie alle wollen ihm auch noch etwas
antun, es leiden lassen, indem sie es gängeln und … irgendwann auch verfolgen.
Der Eindruck, man werde verfolgt, ist in der Regel
subjektiv und ein weites Feld. Eine objektive Verfolgung aber ist allgemein
nachvollziehen und überprüfbar.
In Herta Müllers Werk entwickelt sich das Phänomen „Verfolgung“
in kontinuierlicher Steigerung von subjektiven Erscheinungsformen bis hin zur
paranoiden Groteske, zum
„Verfolgungswahn“ in einer
pathologischen Ausprägung.
Aus
permanenter Frustration und Rechtfertigung heraus entsteht eine traumatische Literatur der Obsession,
die als solche angesprochen und diskutiert werden muss und nicht länger aus
Pietät tabuisiert werden darf.
Ausgangspunkt ist die Herkunftswelt mit den vielen
Feindbildern in Familie und Gesellschaft, die allesamt abgelehnt werden,
beginnend mit dem Vater, der Mutter, der deutschen Gemeinde, der real
existierende Wirklichkeit, des ersten und zweiten Ehegatten, des Staates und
der – zum Teil repressiven – Staatsorgane.
Die Feinde sind überall, selbst in der Welt der
Freiheit, wo das Böse sich schon eingenistet hat, nicht nur als Refugium der
SS-Schergen und deren Nachfahren, sondern auch in der Form früh ausgereister
Banater Schwaben, Securitate-Auslandsagenten verbunden mit dem langen Arm der
Revolution, allesamt Kräfte des Bösen, die die selten gewordenen, immer schon
verfolgten Guten und Gerechten auch im sicheren Hafen bedrohen.
Wer in einer Diktatur aufwuchs, ist anfällig für
Paranoia, auch wenn er nicht den Rattenschwanz von Feindbildern mit bringt - wie Herta Müller und auch, wenn er nicht
jahrelang von der Securitate verhört, gefoltert und ins kommunistische
Gefängnis geworfen wurde wie ich selbst.
Allein das Leben und Überleben in einem System der
Verängstigung und der Terrors reicht aus, um die Voraussetzungen für einen
ausbrechenden und bald eskalierenden „Verfolgungswahn“
zu schaffen, für eine schlimme Nerven- und Seelenkrankheit, die nicht
jedermann übers Schreiben und Literatur „verbalisieren“ und somit „therapieren
kann.
Herta Müllers Werk ist ein Spiegelbild der
Auseinandersetzung mit den Phänomenen „Verfolgung“ und „Verfolgungswahn“, wobei
ihre höchst eigenwillige Verbalisierung und
Selbsttherapie nicht unbedingt als
gelungen angesehen werden kann.
Persönlich beobachte ich diese Phänomene seit
Jahrzehnten, nicht nur als „literarische Sujets“, sondern auch empirisch als
konkrete Erscheinungsformen der Krankheit im Umfeld von Freunden und Bekannten,
die unmittelbar oder mittelbar als Opfer der stalinistischen und
kommunistischen Diktatur gelten dürfen.
Als Autor
schrieb ich darüber, unter anderem in meinen Memoiren – und als praktizierender
Philosoph ging ich konkret dagegen an, im psychologischen „Gespräch“ mit Freunden,
die unter der Seelenkrankheit litten, ohne sich der „Krankheit“ bewusst zu
sein.
Aus: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons -
Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen, Essays
Schriften zur Literatur, Philosophie und Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen
Motto:
Zum Sinn der Philosophie heute
Philosophen müssen öffentlich agieren.
Philosophen müssen öffentlich agieren.
Sie sollen sich einmischen,
sie sollen reden und schreiben.
Philosophen müssen Fragen aufwerfen, aber auch Antworten anbieten,
sonst ist ihr Denken umsonst!
Das sprichwörtliche Schweigen der Philosophen ist ein Irrweg,
denn es nützt nur den Mächtigen.
Das sprichwörtliche Schweigen der Philosophen ist ein Irrweg,
denn es nützt nur den Mächtigen.
Carl Gibson, Philosoph, Schriftsteller (VS), Bürgerrechtler,
aktiv als Lenau-Forscher, kritischer Publizist (Blogger) und Herta Müller-Kritiker.
Wichtige Buchveröffentlichungen:
„Lenau. Leben – Werk – Wirkung“, Heidelberg 1989,
„Symphonie der Freiheit“,2008,
„Allein in der Revolte“,2013.
Carl Gibsons seit Jahren intensiver werdende Kritik an Herta Müllers Leben
(Selbstmythisierung) und Werk aus ethischer, ästhetischer und politischer Sicht –
bei Hinterfragung der „moralischen Integrität“ der umstrittenen Nobelpreisträgerin.
„Lenau. Leben – Werk – Wirkung“, Heidelberg 1989,
„Symphonie der Freiheit“,2008,
„Allein in der Revolte“,2013.
Carl Gibsons seit Jahren intensiver werdende Kritik an Herta Müllers Leben
(Selbstmythisierung) und Werk aus ethischer, ästhetischer und politischer Sicht –
bei Hinterfragung der „moralischen Integrität“ der umstrittenen Nobelpreisträgerin.
Vom Logos zum Mythos? Was wird aus den
Werten der Demokratie, wenn im Namen der
Wahrheit gelogen wird und falsche Ikonen
Ehrung finden, fragt der Bürgerrechtler und
Dissident während der Ceausescu-Diktatur
in seiner essayistisch-aphoristischen Auseinandersetzung mit den Medien, der
Politik und dem Werk der höchst umstrittenen, doch massiv protegierten
Nobelpreisträgerin für Literatur, Herta Müller.
Seit 2013 bezichtigt Carl Gibson Herta Müller des Plagiats. Er wirft ihr vor, aus
seinen Werken abgeschrieben, ihre Folter und Verfolgung im Kommunismus
erfunden, die Nobelpreisnominierung erschlichen, mehrfach wissentlich die
Unwahrheit gesagt und somit die internationale Öffentlichkeit vielfach getäuscht
zu haben.
Seine viel diskutierten, hier differenziert ausgeweiteten Argumente gingen bereits
um die Welt.
Ein Skandal?
Mehr zur "Philosophie" von Carl Gibson in seinem zweibändigen Hauptwerk:
in: "Symphonie der Freiheit", (2008)
sowie in dem jüngst erschienenen
"Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat", (2013)
"Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat", (2013)
Weitere Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen und Essays werden auf diesem Blog folgen.
© Carl Gibson ( Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel)
© Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel
© Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel
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