Donnerstag, 26. Dezember 2013

Traumatische Literatur der Obsession - von der „Idee der Verfolgung“ zum „Verfolgungswahn“ - „Verfolgung“ subjektiv betrachtet oder objektiviert

 

Traumatische Literatur der Obsession - von der „Idee der Verfolgung“ zum „Verfolgungswahn“ - „Verfolgung“ subjektiv betrachtet oder objektiviert

Wer diskrepant lebt, also nicht im Einklang mit sich selbst, der fühlt sich irgendwann „verfolgt“. Die Verantwortung für sich selbst und das eigene Scheitern wird weiter gereicht, an andere delegiert, an Individuen oder an die Gesellschaft beziehungsweise an das gerade bestimmende gesellschaftliche System. Die anderen sind am eigenen Unglück schuld.
In einem autoritären Staat oder gar in einer Diktatur, wo der Staat an sich seinen Staatsbürgern misstraut, diese beobachten, aushorchen und beschatten lässt, wird die Skepsis des von Selbstzweifeln, Versagen und Disharmonie bestimmten Menschen noch gesteigert.  Die Anderen, der abstrakte Staat, die herrschende Religion oder Weltanschauung sind nicht nur für den unbefriedigenden Zustand des Individuums verantwortlich – sie alle wollen ihm auch noch etwas antun, es leiden lassen, indem sie es gängeln und … irgendwann auch verfolgen.

Der Eindruck, man werde verfolgt, ist in der Regel subjektiv und ein weites Feld. Eine objektive Verfolgung aber ist allgemein nachvollziehen  und überprüfbar.
In Herta Müllers Werk entwickelt sich das Phänomen „Verfolgung“ in kontinuierlicher Steigerung von subjektiven Erscheinungsformen bis hin zur paranoiden Groteske,  zum „Verfolgungswahn“  in einer pathologischen Ausprägung.
Aus  permanenter Frustration und Rechtfertigung heraus entsteht eine traumatische Literatur der Obsession, die als solche angesprochen und diskutiert werden muss und nicht länger aus Pietät tabuisiert werden darf.

Ausgangspunkt ist die Herkunftswelt mit den vielen Feindbildern in Familie und Gesellschaft, die allesamt abgelehnt werden, beginnend mit dem Vater, der Mutter, der deutschen Gemeinde, der real existierende Wirklichkeit, des ersten und zweiten Ehegatten, des Staates und der – zum Teil repressiven – Staatsorgane.
Die Feinde sind überall, selbst in der Welt der Freiheit, wo das Böse sich schon eingenistet hat, nicht nur als Refugium der SS-Schergen und deren Nachfahren, sondern auch in der Form früh ausgereister Banater Schwaben, Securitate-Auslandsagenten verbunden mit dem langen Arm der Revolution, allesamt Kräfte des Bösen, die die selten gewordenen, immer schon verfolgten Guten und Gerechten auch im sicheren Hafen bedrohen.

Wer in einer Diktatur aufwuchs, ist anfällig für Paranoia, auch wenn er nicht den Rattenschwanz von Feindbildern mit bringt  - wie Herta Müller und auch, wenn er nicht jahrelang von der Securitate verhört, gefoltert und ins kommunistische Gefängnis geworfen wurde wie ich selbst.
Allein das Leben und Überleben in einem System der Verängstigung und der Terrors reicht aus, um die Voraussetzungen für einen ausbrechenden und bald eskalierenden „Verfolgungswahn“ zu schaffen, für eine schlimme Nerven- und Seelenkrankheit, die nicht jedermann übers Schreiben und Literatur „verbalisieren“ und somit „therapieren kann.
Herta Müllers Werk ist ein Spiegelbild der Auseinandersetzung mit den Phänomenen „Verfolgung“ und „Verfolgungswahn“, wobei ihre höchst eigenwillige Verbalisierung und Selbsttherapie nicht unbedingt als gelungen angesehen werden kann.

Persönlich beobachte ich diese Phänomene seit Jahrzehnten, nicht nur als „literarische Sujets“, sondern auch empirisch als konkrete Erscheinungsformen der Krankheit im Umfeld von Freunden und Bekannten, die unmittelbar oder mittelbar als Opfer der stalinistischen und kommunistischen Diktatur gelten dürfen.


Als Autor schrieb ich darüber, unter anderem in meinen Memoiren – und als praktizierender Philosoph ging ich konkret dagegen an, im psychologischen „Gespräch“ mit Freunden, die unter der Seelenkrankheit litten, ohne sich der „Krankheit“ bewusst zu sein.



Aus: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons -



Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen, Essays
Schriften zur Literatur, Philosophie und Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen
Motto:

Zum Sinn der Philosophie heute

Philosophen müssen öffentlich agieren.
Sie sollen sich einmischen,
sie sollen reden und schreiben.
Philosophen müssen Fragen aufwerfen, aber auch Antworten anbieten,
sonst ist ihr Denken umsonst!

Das sprichwörtliche Schweigen der Philosophen ist ein Irrweg, 

denn es nützt nur den Mächtigen.
Carl Gibson



Carl Gibson

Die Zeit der Chamäleons

    


Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers
aus ethischer Sicht

Mit Tuschezeichnungen von Michael Blümel


Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa




 



Carl Gibson, Philosoph, Schriftsteller (VS), Bürgerrechtler

aktiv als Lenau-Forscher, kritischer Publizist (Blogger) und Herta Müller-Kritiker. 

Wichtige Buchveröffentlichungen:

 „Lenau. Leben – Werk – Wirkung“, Heidelberg 1989, 

„Symphonie der Freiheit“,2008,

 „Allein in der Revolte“,2013. 

Carl Gibsons seit Jahren intensiver werdende Kritik an Herta Müllers Leben

 (Selbstmythisierung) und Werk aus ethischer, ästhetischer und politischer Sicht –

 bei Hinterfragung der „moralischen Integrität“ der umstrittenen Nobelpreisträgerin.

Vom Logos zum Mythos? Was wird aus den
Werten der Demokratie, wenn im Namen der
Wahrheit gelogen wird und falsche Ikonen
Ehrung finden, fragt der Bürgerrechtler und
Dissident während der Ceausescu-Diktatur
in seiner essayistisch-aphoristischen Auseinandersetzung mit den Medien, der
Politik und dem Werk der höchst umstrittenen, doch massiv protegierten
Nobelpreisträgerin für Literatur, Herta Müller.
Seit 2013 bezichtigt Carl Gibson Herta Müller des Plagiats. Er wirft ihr vor, aus
seinen Werken abgeschrieben, ihre Folter und Verfolgung im Kommunismus
erfunden, die Nobelpreisnominierung erschlichen, mehrfach wissentlich die
Unwahrheit gesagt und somit die internationale Öffentlichkeit vielfach getäuscht
zu haben.
Seine viel diskutierten, hier differenziert ausgeweiteten Argumente gingen bereits
um die Welt.


Ein Skandal?






Mehr zur "Philosophie" von Carl Gibson in seinem zweibändigen Hauptwerk:
in: "Symphonie der Freiheit", (2008)

sowie in dem jüngst erschienenen

"Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat", (2013)



Weitere Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen und Essays werden auf diesem Blog folgen.



© Carl Gibson (Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel)
© Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel

                         


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Herta Müller verhöhnt auch die Opfer von Auschwitz, Auszug aus: Carl Gibson, Vom Logos zum Mythos, 2015.

Wer die Diktatur faktisch entstellt, verfälscht die Geschichte und verhöhnt die Opfer der Diktatur.  Herta Müller hat beides getan - beuss...